Stroh
Wir alle kennen Szenerien mit Mähdreschern, welche die Felder mit ihrer Schwertechnik plündern. Aber wissen Sie, wie die Saat und die Ernte früher ausgesehen haben? Damals säte man nämlich das Getreide manuell und im Sommer, oft in der größten Hitze, schwitzten die Mäher mit Sensen in den Händen und die Aufheberinnen banden das Getreide zu Garben ein und errichteten aus ihnen sogenannte Hutmandel. Das kennen wir schon! Und alles haben wir an der eigenen Haut erfahren! Im Bereich der Verarbeitung von Getreide haben wir uns auf eine alte Roggensorte spezialisiert, welche lange Stängel hat und deren Stroh sich gut für die Herstellung von Strohschauben und weiter auch zum Flechten von Brotkörben eignet. Der Anstoß zum Anbauen von Getreide (und eben zum Aussuchen dieser Getreidesorte) hat das Bedecken des Daches von einem urzeitlichen Grubenhaus gegeben, das wir rekonstruiert haben. Deshalb sind wir jetzt fähig, Roggen selbst anzubauen, zu verarbeiten und das Dach so belegen zu können, wie man es durch Jahrhunderte hindurch gemacht hat. Die Dachhaut hält dann oft länger als moderne Dachdeckungen. Der Stroh, welcher nicht zur Erzeugung von Dachschauben gebraucht wird – dieser muss nämlich ohne Brüche bleiben – wird nicht entsorgt, sondern weiter verarbeitet. Die Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mussten alles selber machen und zu diesen Tätigkeiten gehörte auch das Brotbacken. Dazu brauchte man aber Brotkörbe aus Stroh, in welchen das Brot aufging. Weil wir auch diese alltägliche oder allwöchentliche Tätigkeit erkunden wollten, mussten wir eigene Brotkörbe herstellen. Alles verbindet sich mit allem und der Kreislauf von der Verarbeitung des Getreides und dessen Korns endet letztlich im Brotkorb mit dem frisch gebackenen Brotlaib.