Gemauerter Bauernhof Hs.-Nr. 56
Der Bauernhof Hs.-Nr. 56 befindet sich auf einer gut sichtbaren Anhöhe im südlichen Teil des Dorfes Trstěnice (Strenitz). Das gemauerte, einstöckige Objekt stellt einen Beweis dafür dar, wie die Architektur des Klassizismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Dorfmilieu nachgeahmt wurde. Die Hofstelle mit ihrem trapezförmigen Grundriss ist bereits auf dem Kaiserpflichtexemplar des Stabilen Katasters vom Jahre 1839 auf dem heutigen Erbauungsort eingezeichnet. Die geräumige, geschlossene Disposition des Bauernhofes beherbergt im nördlichen Flügel Wohnräume. Der Ostflügel besteht aus einem gewölbten Pferdestall, im westlichen Trakt findet man einige gewölbte Stallungen vor, über ihnen befindet sich ein weiträumiger Speicher mit Dübelbaumdecke. Der Speicher ist vom hölzernen Außengang aus zugänglich, der die Obergeschosse über dem Hauptwohnteil des Areals und über dem Ausgedinge im südlichen Flügel verbindet. Das Verblendmauerwerk des Bauernhofs ist aus Plänern errichtet und wurde mit architektonischen Details aus Stein verziert. Den ursprünglichen Kontext des Bauernhofes bildete zudem eine polygonale Scheune, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch eine östlich von Bauernhof situierte Scheune aus Mauerwerk ersetzt wurde. Die Hofstelle, welche man den Mikšík-Bauernhof zu nennen pflegte, ist im ursprünglichen Zustand ohne markante Bauänderungen erhalten, auch wenn ihre Nutzung in der letzten Jahrhunderthälfte nicht besonders würdig war. Alle Teile des Baus dienten nämlich der Schweinezucht, was den Erhaltungszustand des Objekts maßgeblich beeinträchtigte.
Die bereits angefangene Erneuerung des Objekts konzentriert sich nicht nur auf den Bau selbst, sondern auch auf dessen breiteren Kontext, auf den Landschaftsraum mit historischen Kulturspuren. Seit Frühling 2016 wird hier, an der Stelle der eingegangenen polygonalen Scheune, die in Blockbauweise gezimmerte polygonale Scheune aus Čistá (Lauterbach) wiederaufgebaut. Dieser einzigartige polygonale Bau aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert wird somit zum Bestandteil einer authentisch erhaltenen Hofstelle inmitten einer erneuerten Agrarlandschaft ohne moderne Bebauung.
Das Bauerngut Hs.-Nr. 56 wird nach dem Abschluss der Bauarbeiten folgende Teile umfassen: einen gemauerten Bauernhof, eine gemauerte Scheune, eine gezimmerte, polygonale Scheune, ein Obsttrockenhaus, eine Flachsdarre, ein Brech- und Bienenhaus. Die Objekte werden in den Raum der neu abgesteckten Nutzgärten, Felder, Obstgärten und Weiden eingesetzt werden. Die Aufbereitung der landschaftlichen Umgebung vom Bauernhof Hs.-Nr. 56 wird zur Erneuerung von traditioneller Gliederung der Agrarlandschaft führen, welche teilweise in Form von Resten des Obstgartens und als Spuren von Hohlwegen, welche die Hofstelle und die anliegenden Bauten mit Feldackern verbanden, im Terrain erhalten ist. Der Obstgarten nördlich vom Bauernhof wird allmählich durch das Einpflanzen von alten Gehölzsorten erneuert werden, genauso auch der Speicher für Regenwasser am Ostflügel des geschlossenen Hofes. Das Areal soll um Wege mit Sturzpflastern und Holzzäune um den Obstgarten und andere kleinere Gärten ergänzt werden. Das gegliederte Terrain wird durch solitäres Nutzgehölz wie Nussbaum, Haselnussstrauch oder Vogelbeerbaum vervollständigt werden. Der wiedererrichtete Hohlweg wird den Zugang zu den Äckern sichern, welche zum Hof gehören. Diese werden in kleinere Einheiten geteilt, damit größere Biodiversität gesichert und die Rückkehr zur traditionellen Bewirtschaftung ermöglicht wird. Die Zusammenstellung der angebauten Pflanzen und die Arten deren Verarbeitung werden sich nach lokalen Gewohnheiten und Verfahren richten. Auch die heute bewachsenen Abhänge unter dem Bauernhof sollen wieder wirtschaftlich genutzt werden. Somit wird der visuelle Kontakt unter den einzelnen Dorfteilen wiederhergestellt, wie auch die Durchlässigkeit und Offenheit der Dorfsiedlung.
Das Areal des Bauernhofes Hs.-Nr. 56. in Trstěnice wird während der Rekonstruktion und auch nach ihrem Abschluss für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Dieser wird somit die Möglichkeit gegeben werden, an bestimmten Tagen sowohl ländliches Bauwesen als auch traditionelle Handarbeit kennenzulernen. Das authentische Milieu des Areals wird den Besuchern gestatten, dass sie den Handwerkern „auf die Hände“ schauen können, wodurch sie eine abgerundete Vorstellung über technologische Verfahren bekommen werden, wie auch über Materialien, Baukonstruktionen und den Aufwand einzelner Arbeitsschritte. Es handelt sich also um keinen gewöhnlichen Typ von passiver Präsentation, sondern um eine einzigartige praktische Vorführung dörflichen Bauwesens und dessen Erneuerung.